Alle 4 Wochen – Zyklusabhängige Migräne

Unsere Leserin Ayleen N. aus Geldern schreibt: „Muss ich das ertragen, alle vier Wochen solch heftige Kopfschmerzen? Ich bin dann jedes Mal für zwei Tage platt und total arbeitsunfähig.“ –  Migräne wird definiert als anfallsweiser, meist halbseitiger Kopfschmerz, der über Stunden andauert und mit Übelkeit und Lichtempfindlichkeit einhergeht. Längst nicht jede Form der Migräne ist hormonell bedingt bzw. menstruationsabhängig. Wenn dieser Zusammenhang aber besteht, dann können die Attacken sogar mehrere Tage lang anhalten und noch heftiger sein. Bis zu 25% aller Frauen zwischen 30 und 50 Jahren sind davon betroffen. Weil die Pein unter der Schädeldecke zyklusabhängig und regelmäßig auftritt, wurde das Problem früher nicht selten als „Frauenleiden“ oder gar als „Hysterie“ abqualifiziert. Bekommen Frauen dann noch zu hören, sie seien ja nur wehleidiger als Männer, dann ist das Maß für viele voll. Vor dem 14. Lebensjahr tritt Migräne bei Mädchen und Jungen noch gleich häufig auf und betrifft lediglich 4% der Kinder. Erst nach Einsetzen der Tätigkeit der Eierstöcke sind Frauen dreimal mehr betroffen als Männer, was für den Einfluss von weiblichen Hormonen spricht. Ursache sind die Östrogene, deren Konzentration im Blut typischerweise vor der Menstruation steil abfällt; dieser Abfall wirkt als Trigger sowohl für Migräne, als auch für die Zunahme der Schmerzempfindlichkeit. Nicht nur im spontanen Zyklus, sondern auch bei zyklischer Einnahme von Antibabypillen  kann es zu regelmäßigen Migräne-Attacken kommen, weil der Östrogenspiegel doch auch in der siebentägigen Einnahmepause stark abfällt.

Akut helfen deshalb Schmerzmittel mit langanhaltender Wirkung wie z.B. Naproxen in einer Dosierung von 500 bis 1000 mg pro Tag, am besten so früh wie möglich, direkt bei Beginn der Attacke. MCP-Tropfen richten sich gegen die Übelkeit und regen die Peristaltik des Darmes an, die zur besseren und schnelleren Aufnahme des Schmerzmittels beiträgt. Bei stärkeren Attacken sollte ein Triptan (z.B. Sumatriptin) eingenommen werden. Bettruhe und Abdunkelung des Schlafzimmers sind unumgänglich. Die konsequente Vermeidung des Östrogenabfalles durch den Langzyklus der Pille lohnt einen Versuch. Hierbei wird ein monophasisches Pillenpräparat bis zu 6 Monaten ununterbrochen, also unter Weglassung der üblichen Pausen, eingenommen, falls kein medizinisches Argument dagegen spricht. Zu den Kontraindikationen zählt neben Thrombose und Embolie in der Familiengeschichte auch eine Sonderform der Migräne, nämlich die zyklusunabhängige Migräne mit Aura. Wer aber die Pille nehmen darf, dem bietet das Schema der Langzeiteinnahme oft langanhaltende Migräne-Freiheit. Manchmal wirken auch die östrogenfreien Minipillen. Zusätzliche Auslöser wie Nikotin, Alkohol und Kaffee, Schlafmangel oder Stress sollten gemieden werden. Eine operative Entfernung der Gebärmutter oder Eierstöcke zur Bekämpfung der Migräne kommt nicht infrage.

Ausdauersport und gesunde Lebensführung tragen zur Reduzierung von Migräne-Attacken bei. Während der Schwangerschaft und  insbesondere nach der Menopause geht die Häufigkeit von Migräne-Attacken wieder deutlich zurück. Dann leiden nur noch doppelt so viele Frauen wie Männer unter Migräne.

Zurück zur Newsübersicht