Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden

Die Aufregung um die Wechseljahrs-Hormonpräparate hat tiefe Spuren hinterlassen. Verängstigte Patientinnen, irritierte Frauenärzte und ständig neue Schlagzeilen in den Medien. Worum ging es? In mehreren großangelegten Studien der letzten beiden Jahre fanden sich Hinweise dafür, daß eine Schutzwirkung für Blutgefäße, Herz und Hirn nicht sicher nachweisbar sei, daß in bestimmten Kombinationen von Östrogen und Gelbkörperhormonen die Rate von Thrombosen und Embolien bei Risikopatientinnen nicht ab-, sondern eher zunimmt und daß das Auftreten von Brustkrebs mit der Dauer der Einnahme ansteigen kann. Diese Studien werden von den Fachleuten immer noch sehr kontrovers diskutiert. Viele Frauen haben ihre Wechseljahrsbehandlung erschreckt abgesetzt. Manche sind inzwischen erleichtert, daß ihnen das problemlos gelungen ist, andere leiden seither erneut unter Hitzewellen, Schlafstörungen und depressiver Verstimmung. Wie soll es weitergehen?

Inzwischen kehrt allmählich Sachlichkeit in die aufgeheizte Hormondiskussion ein. Die Ärzte haben viel dazugelernt und vielleicht auch mancher Pharmahersteller. Hormone müssen nicht automatisch jeder Frau oberhalb von 50 Jahren verordnet werden. Bei wirksamen Medikamenten, und das sind die Hormone, kann es nicht um Aspekte von Anti-Aging oder Wellness gehen. Es geht um die medizinische Notwendigkeit. Wer keine Wechseljahrsbeschwerden hat, und das ist vielleicht mehr als die Hälfte der Frauen zwischen 50 und 55 Jahren, der braucht auch keine Wechseljahrshormone einnehmen. Wo aber Beschwerden vorliegen, wo Frauen sich mit menopausalen Beschwerden von Schweißausbrüchen bis zu Schlafstörungen, von psychischer Verstimmung bis zur Reizblase quälen, da macht es wirklich Sinn, ihnen mit Hormonen zu helfen.

Bevor die Frauenärztin oder der Frauenarzt Hormone verordnen, müssen sie die individuelle Situation der Patientin betrachten, müssen mögliche Risiken für Herz-Kreislauferkrankungen und Brustkrebs ausschließen und ausführlich mit ihr über alle diese Fragen sprechen. Wenn Arzt und Patientin dann zu dem Ergebnis kommen, daß die Verabreichung eines Präparates mit Wechseljahrshormonen sinnvoll sei, dann soll die Behandlung  niedrig dosiert und am besten für einen definierten Zeitraum erfolgen. Es gibt sehr viele und unterschiedliche Wechseljahrspräparate. Wer noch eine Gebärmutter hat, benötigt neben dem Östrogen ein Gelbkörperhormon. Vorzuziehen sind Präparate mit einem gut verträglichen, nebenwirkungsarmen Gelbkörperhormon. Auch Pflaster, bei denen das Östrogen und ggfs. auch das Gelbkörperhormon direkt über die Haut ins Gewebe aufgenommen werden, sind wegen ihrer niedrigen Wirkdosis interessant.

Selbstverständlich müssen die Ärzte immer wieder kontrollieren, ob die Patientin das Hormonpräparat verträgt, ob es zur Besserung der Beschwerden gekommen ist und ob keine neuen Risiken erkennbar sind. Auch sollten sie von Zeit zu Zeit mit ihrer Patientin überlegen, ob die weitere Einnahme noch nötig ist. Wenn all das berücksichtigt wird, dann können Wechseljahrshormone sehr hilfreich sein und Nutzen bringen. Dann wird auch die Patientin zum Ausdruck bringen, daß es ihr wirklich besser geht.

Noch ein paar Worte zu den pflanzlichen Alternativen, zu denen viele Patientinnen überstürzt hinübergewechselt sind. Viele mußten feststellen, daß die Wirkung so mancher dieser oft teuren Alternativen doch ziemlich begrenzt ist. Ein bißchen scheinen sie auch eine Modewelle zu sein. Die Zukunft wird es zeigen, was an ihnen dran ist. Ein gesunder Lebensstil mit weniger Kalorien, Nikotin und Alkohol sowie körperliche Betätigung stellen eine attraktive Alternative zu manchem Medikament dar.

Zurück zur Newsübersicht