Der Verhütungsnotfall

Unsere Leserin Klara F. aus Ratingen fragt: „Kann man nicht gleich die ‚Pille danach‘ zur Verhütung nehmen und auf andere Möglichkeiten verzichten?“ – Die „Pille danach“, wie es umgangssprachlich treffend heißt, ist nicht als regelmäßiges Verhütungsmittel vorgesehen, sondern dient als Notbremse nach ungeschütztem Verkehr bzw. einer Verhütungspanne. Es gehört zum Gynäkologen-Alltag, wenn sich Frauen in akuter Sorge vor einer ungeplanten Schwangerschaft in der gynäkologischen Praxis melden: Kondom defekt, Pille vergessen oder Unsicherheit der Pille nach Durchfall oder Erbrechen oder nach Einnahme von Antibiotika. Niemand braucht sich dafür solch ein Problem zu schämen, im Gegenteil, solche Sorge ist ein Zeichen von Verantwortung.

Nach ungeschütztem Verkehr in der fruchtbaren Zeitspanne um den Eisprung herum stehen zwei Wirkstoffe zur Verfügung, meist in Form einer einzelnen Tablette. Beide Substanzen, Levonorgestrel (ein gestagenartiges Hormon) und Ulipristal (ein Progesteron-Rezeptor-Hemmer) unterdrücken oder verzögern den Eisprung und verhindern so eine mögliche Befruchtung. Beide sind als Notfallmedikament unter verschiedenen Namen in der Apotheke frei erhältlich. Wichtig ist, dass sie möglichst bald nach dem „Unfall“ eingenommen werden sollen. Levonorgestrel kann bis zu 72 Stunden, Ulipristal bis zu 120 Stunden danach verabreicht werden. Allerdings gilt, je früher genommen, umso sicherer die Wirkung. Deshalb ist es wichtig, nicht abzuwarten, sondern möglichst rasch die Tablette zu nehmen und anschließend eine gynäkologische Untersuchung durchführen zu lassen. Denn, wenn sich eine befruchtete Eizelle erst einmal in der Schleimhaut der Gebärmutter eingenistet hat, dann ist es mit der Wirkung dieser beiden Substanzen vorbei. Eine „Pille danach“ ist nicht geeignet, eine Frühschwangerschaft zu stoppen und sind auch nicht mit der sogenannten „Abtreibungspille“ zu verwechseln. Dabei handelt es sich um andere Präparate.

Beide Substanzen sind nicht ganz nebenwirkungsfrei: in einigen Fällen kommt es zu Übelkeit, Kopfschmerzen oder Regelschmerzen. Wie gesagt, durch die „Pille danach“ soll der Eisprung verschoben werden. Deshalb muss für den Rest eines solchen Zyklus auch weiter verhütet werden, am ehesten mit einem Kondom. Und nach der nächsten Blutung sollte dann ein zuverlässiges Verhütungsmittel, z. B. ein reguläres Pillenpräparat, gewählt werden. Wann jemand schließlich schwanger werden will, sollte nicht ganz dem Zufall überlassen bleiben.

Zurück zur Newsübersicht