Fünfzehn Jahre Mammographie-Screening – was hat es gebracht?

Renate Z. (54) aus Dinslaken fragt: „Seit 15 Jahren gibt es jetzt das Mammographie-Screening. Ist es wirklich so zuverlässig, wie man immer glaubte? Neulich gab es Hinweise, dass die Trefferquote, einen Tumor zu entdecken, doch nicht so hoch ist und dass ein MRT besser sei. Stimmt das?“

Das Mammographie-Screening läuft seit 2006, schon mehr als 15 Jahre. Zur Erinnerung: Hierbei geht es um eine freiwillige Reihenuntersuchung, zu der alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren kostenfrei im Zwei-Jahres-Turnus eingeladen werden. Sie erfolgt streng standardisiert in speziellen Screening-Einheiten und beschränkt sich auf die Röntgenaufnahme beider Brüste, die Mammographie. Vorteile dieser Untersuchung sind die hohe Ausbildungsqualität der dort arbeitenden Ärzte, ihre Motivation und die ständige Qualitätskontrolle. Die meisten Screening-Einheiten führen mit modernsten Geräten die sogenannte digitale Mammographie, ein hoch auflösendes Röntgenverfahren, durch. Insofern sind die Chancen der Entdeckung eines Brustkrebses bei dieser Untersuchung hoch.

Inzwischen haben viele Millionen Frauen in NRW bereits an diesem flächendeckenden Programm teilgenommen; das sind 55% derjenigen, die eine Einladung erhalten hatten. Die Akzeptanz ist also nicht schlecht, obwohl noch verbesserungsbedürftig. Bei etwa jeder hundertsten Frau wurde ein Brustkrebs festgestellt. Entscheidend hierbei ist jedoch, daß fast 60% der so entdeckten Brustkrebse eine Größe von weniger als 1 cm aufweisen oder gar Vorstufen sind. Und bei über 70% dieser Frauen besteht noch kein Lymphknotenbefall. Das sind sehr gute Ergebnisse. Stellen Sie sich vor, alle diese Frauen hätten vorher nichts bemerkt. Den wachsenden Knoten hätten sie vermutlich erst deutlich später festgestellt, was eine wesentlich schlechterer Prognose bedeutet. Weil sie aber zum Screening gegangen sind, haben sie viel bessere Heilungschancen.

Es wurde die Frage gestellt, ob nicht ein MRT (Kernspintomographie der Brust) noch besser sei? Das MRT ist eine sehr aufwendige und sehr teure Untersuchung, für die die Krankenkassen in der Regel nicht aufkommen. Spezialisierte Röntgenärzte führen diese Untersuchung nur durch, wenn ihnen gleichzeitig eine Mammographie vorliegt. Um die Mammographie kommt man also eigentlich nicht herum. In einigen Fällen (z.B. extreme Brustdichte) kann das MRT Tumoren entdecken, die vorher in der Mammographie nicht zu finden waren. Das ist jedoch die Ausnahme. Für die Routine wäre der Aufwand eines MRT zu hoch. Viel wichtiger ist es stattdessen, den Wert der Mammographie und des Screenings richtig einzuschätzen. Es geht hier um einen Suchtest. Das darf man nicht vergessen. Die Einstellung „Ergebnis gut, also Ruhe für die nächsten Jahre“ ist so nicht richtig. Denn Screening ist weder eine komplette Vorsorge-Untersuchung, noch entbindet es davon, die Frauenärztin bzw. den Frauenarzt aufzusuchen.

Trotz der eben genannten Erfolge beinhaltet das Screening nur die Mammographie. Immerhin, aber die Kombination von persönlichem Gespräch, Tastuntersuchung, Mammographie und differenziertem Ultraschall der Brust wäre am besten, ist aber in einem standardisierten Reihenuntersuchungsprogramm nicht zu leisten. Das geht nur individuell und kann in schwierigen Situationen noch mehr Sicherheit bieten. Die Grenzen der Mammographie liegen in der Gewebsdichte der Brust. Solange noch Hormoneinfluß besteht (jüngeres Alter, Einnahme von Hormonpräparaten, individuelle Besonderheiten), kann dichtes Drüsengewebe die Beurteilbarkeit der Röntgenaufnahme beeinträchtigen. Bei extremer Brustdichte (Grad 3 und 4) sind Ultraschall und oder MRT sinnvoll. Mittlerweile wird der Dichtegrad in den Befundberichten des Screening mitgeteilt. Bei Fragen hierzu sollten Sie sich deshalb an Ihre Gynäkologinnen und Gynäkologen wenden.

Fazit: Aus der Erfahrung als Befunderin im Mammographie-Screening kann ich sagen, dass das Screening einen Gewinn für alle Frauen darstellt. Wer eingeladen ist, sollte hingehen.

Zurück zur Newsübersicht