Geplanter Kaiserschnitt – und was passieren kann

Helga A. (35) aus Heinsberg fragt: „Ich habe gehört, daß geplante Kaiserschnitte für Mutter und Kind nicht so harmlos sind, wie behauptet wird. Stimmt das?“

Eine kurze Erklärung, was ein geplanter Kaiserschnitt ist: Stellen Sie sich vor, ein Kind soll zur Welt kommen und der ausgerechnete Geburtstermin würde ausgerechnet an Weihnachten, am 29. Februar oder an Ihrem Geburtstag liegen. Der werdenden Mutter wird ganz flau: Mit hoher Wahrscheinlichkeit müsste sie genau in dieser Zeit im Krankenhaus verbringen. Ihr Kind würde z.B. immer an Neujahr Geburtstag haben. „Das ist unzumutbar“, denkt so manche werdende Mutter und fragt die Geburtshelfer, ob man ihr Kind nicht früher zur Welt holen kann – durch einen geplanten Kaiserschnitt.

Es gibt aber auch viele andere Gründe, warum anstelle der natürlichen Geburt ein geplanter Kaiserschnitt oder eine Wunsch-Sectio angestrebt wird: Das Ungeborene liegt in Steißlage; Ängste vor einer langdauernden und schmerzhaften Geburt; Vermeidung von Überdehnung und Verletzung des Beckenbodens mit nachfolgender Senkung der Blase und Harninkontinenz. Wer schon ein Kind durch die Sectio caesarea geboren hat, bekommt beim zweiten Kind sowieso eine Sectio. So steigt der Anteil der Kaiserschnittentbindungen immer mehr an. Waren es 1967 noch 5-7% aller Geburten, sind es heute in vielen Kliniken 20-30%. Selbstverständlich erwarten viele Schwangere, daß die Geburt ihres Kindes so sicher und schonend wie möglich abläuft. Alles muss nach Plan, nach festen Vorstellungen verlaufen. Und was ist schon planbarer, schonender und sicherer als ein Kaiserschnitt?

In diesen kulturellen wie medizinischen Konsens platzt nun eine dänische Untersuchung, die nachdenklich stimmt. Diese groß angelegte und soeben im berühmten British Medical Journal veröffentlichte Studie vergleicht 35 000 Kinder, die entweder spontan oder durch geplanten Kaiserschnitt geboren worden sind. Neugeborene nach geplanter Sectio hatten zwei- bis fünfmal so viele Atemwegsprobleme wie normal geborene. Nicht selten waren die frühkindlichen Atemstörungen so groß, daß die Kinder eine künstliche Beatmung benötigten. Und je früher die geplante Operation erfolgte, um so größer die Probleme. Was eigentlich logisch ist, denn die Atemwege der Ungeborenen entwickeln sich noch in den letzten Wochen und Tagen vor dem Geburtstermin. Erst dann erlangen sie ihre komplette Funktionsfähigkeit. Wahrscheinlich ist es sogar die Wehentätigkeit selbst, die ihnen quasi den letzten Schliff der Lungenreifung gibt. Fehlt dieser, dann sind Atemwegsprobleme vorprogrammiert.

Darüber sollte nicht aus dem Blickwinkel geraten, daß ja auch die Mütter Schaden nehmen können. Wundheilungsstörungen und Thrombosen zählen hierzu. Jede Operation birgt schließlich Risiken. Bei der Planung oder dem Wunsch nach einem Kaiserschnitt ist also verantwortungsvoll abzuwägen, ob solche Risiken für Kind oder Mutter eingegangen werden dürfen. Eine ganz andere Situation stellt ein Kaiserschnitt dar, der im Verlauf der natürlichen Geburt aus kindlichen oder mütterlichen Gründen nötig wird. Hierzu gibt es keine Alternative. Diese Kinder unterscheiden sich in ihrer Lungenfunktion auch nicht von den spontan geborenen. Sie sind ja genauso reif, waren es doch lediglich die Komplikationen unter der Geburt, die zur Sectio zwangen.

Wenn schon ein geplanter Kaiserschnitt, dann so spät wie möglich. Erfolgt die Operation erst in der 39. und 40. Schwangerschaftswoche, also in der Nähe des eigentlichen Geburtstermines, dann sind Atemwegsprobleme der Neugeborenen seltener. Eine Erkenntnis, die demnächst bei der Beratung werdender Eltern berücksichtigt werden sollte.

Ein wertvoller Gesichtspunkt für die werdende Mutter sollte auch sein, dass die natürlichen Geburt Emotionen und Empfindungen bietet, wie es kein geplanter Kaiserschnitt leisten kann. Die natürliche Geburt ist immer noch der beste Weg und die beste Erfahrung für Mutter und Kind.

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