Immer noch Mammographie?

Unsere Leserin Hella W. aus Neuß schreibt: „Meine Freundin war zum Mammographie-Screening gewesen. Das soll doch längst veraltet sein und dann hat es auch noch weh getan. Gibt’s denn nichts Besseres? –  Eine häufig gestellte Frage, eine häufige Klage. Ja, es ist immer noch die Mammographie, die als wichtigste Untersuchung zur Diagnostik von Brustkrebs und anderen Brusterkrankungen dient. Aber, die Technik hat sich rasant weiterentwickelt; bei der Mammographie ist nichts mehr wie früher, als man noch konventionelle Röntgenbilder vor den Lichtkasten hielt. Standard ist heute die digitale 2D-Mammographie. Die Bildbearbeitung am Computer ermöglicht vor allem bei dichtem, schwer beurteilbarem Brustdrüsengewebe genauere Diagnosen. Deshalb ist die digitale Mammographie derzeit die einzige evaluierte und zugelassene Methode im Mammographie-Screening, zu dem alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre eingeladen werden. Allein durch Spezialisierung und Dauertraining der Ärzte, die im Screening arbeiten, lässt sich die Brustkrebs-Sterblichkeit um 30% senken.

Bei der Mammographie ist es unvermeidlich, Druck auf die Brüste auszuüben, um Verzerrungen und Unschärfen zu vermeiden. Das kann tatsächlich im Einzelfall unangenehm sein. Wenn jedoch die Röntgenassistentin die Untersuchung der Patientin einfühlsam und in stressfreier Atmosphäre durchführt, dann ist das Problem, das fast immer ein Interaktionsproblem ist, gelöst. Ganz sicher ist auch, dass die erforderliche Druckausübung keinen gesundheitlichen Schaden erzeugt, sondern die Strahlendosis noch geringer macht.

Mit der digitalen 2D-Mammographie sind die diagnostischen Möglichkeiten noch gar nicht ausgeschöpft. Das Screening ist, wie der Name sagt, ein Suchtest, der im 2-Jahres-Intervall erfolgt. Oft ist es sinnvoll, zwischendurch ein Ultraschall der Brust durchführen zu lassen. Beide Verfahren ergänzen sich und erhöhen so die Genauigkeit der Diagnostik.

Seit über 10 Jahren kommen bereits 3D-Röntgentechniken zur Anwendung, die dem dreidimensionalen Aufbau der Brust manchmal besser gerecht werden als 2D-Techniken. Die 3D-Mammographie und die sogenannte Tomosynthese, in der aus vielen Schnittbildern dreidimensionale Informationen erzeugt werden, verbessern die Erfassungsgenauigkeit noch einmal um 30%. Darüber hinaus kommt bei bestimmten Fragestellungen das MRT (Magnetresonanz-Tomografie) zum Einsatz, nämlich bei familiärem Brustkrebs, evtl. nach einer Krebsoperation oder wenn Verdacht besteht, ein neuentdeckter Tumor habe mehrere Herde.

Die Entwicklung ist noch nicht an ihrem Ende angekommen. Es werden immer leistungsfähigere Röntgen- und Ultraschallgeräte entwickelt. Labortests werden zukünftig das diagnostische Spektrum bereichern. Überall ist es inzwischen Routine, bei verdächtigen Befunden unter Ultraschall- oder Röntgensicht einfach und problemlos Gewebsproben für eine feingewebliche Untersuchung zu entnehmen. Auch das ist weniger schlimm als befürchtet; eine Blutentnahme aus dem Arm kann unangenehmer sein.

Also, es hat sich viel getan und die Zukunft wird weitere Verbesserungen in der Diagnostik der Brusterkrankungen bringen. Hoffentlich wird der Satz „Jetzt habe ich Krebs, dabei war ich doch noch vor kurzer Zeit zur Untersuchung gewesen“, den wir Ärzte gelegentlich hören, bald nicht mehr nötig sein.

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