Kreuzschmerzen von der Gebärmutter?

Heike V. (32) aus Viersen fragt: „Ich habe seit einiger Zeit starke Kreuzschmerzen. Nachdem der Orthopäde nichts fand, meint mein Gynäkologe nach der Untersuchung, ich hätte ein großes Myom. Was kann man da machen?“

Ja, das gibt es tatsächlich, daß die vermeintlichen Kreuzschmerzen gar keine orthopädische Ursache haben. Liegen doch Gebärmutter und Eierstöcke nur wenige Zentimeter vom Kreuzbein entfernt. Deshalb ist es schwierig, Schmerzen eindeutig einem Organ zuzuordnen. Myome gehören zu den häufigsten gynäkologischen Problemen, fast jede zweite Frau im Alter zwischen 30 und 50 Jahren hat sie. Myome sind gutartige Tumoren aus Muskelzellen der Wand der Gebärmutter, wo sie einzeln wie auch in größerer Zahl entstehen können. Häufig sind sie klein, unbemerkt und damit harmloser Nebenbefund. Manche können allerdings auch mal 8 cm und noch größer werden. Das Hormon Östrogen fördert ihr Wachstum, außerdem gibt es eine genetische Veranlagung. Ob Myome Beschwerden machen, hängt von ihrer Lage in der Gebärmutter ab. Je näher an der Innenwand, um so problematischer. Da reicht schon ein bohnengroßer Knoten nahe an der Gebärmutter-Schleimhaut, um Blutungen, Schmerzen und Blutarmut hervorzurufen, während 10 cm große Myome an der Außenwand vielleicht überhaupt keine Beschwerden machen.

Wie man Myome behandelt, hängt von fünf Faktoren ab: Beschwerden, Sitz, Größe, Alter, Kinderwunsch. Wer keine Beschwerden hat, braucht eigentlich auch nicht behandelt zu werden; Tumorlokalisation und –größe spielen dann nur eine untergeordnete Rolle. Kommt es aber zu starkem Blutverlust, Blutarmut, Schmerzen oder anderen Probleme, dann sollte was getan werden. Ist die Familienplanung abgeschlossen, kann auch die Entfernung der Gebärmutter die praktischste Lösung sein. Früher war das der Standard, heute sieht man die Dinge differenzierter. Soll die Gebärmutter erhalten werden, insbesondere bei dem Wunsch nach anschließender Schwangerschaft, dann gibt es auch andere Möglichkeiten. Gerade bei Kinderwunsch wird man isolierte Myome mittels minimal invasiver Chirurgie bzw. Schlüsselloch-Chirurgie aus der Wand der Gebärmutter ausschälen. Selbst große Myome lassen sich so entfernen. Der Eingriff erfolgt mit teleskopartigen Instrumenten durch die Bauchdecke (Laparoskopie; Roboter-Operation) oder, indem man sie in die Gebärmutterhöhle vorschiebt (Hysteroskopie). Letzteres Verfahren wird gewählt, wenn das Myom direkt unter der Gebärmutterschleimhaut liegt. Eine anschließende Schwangerschaft sollte allerdings als Risikoschwangerschaft sorgfältig betreut und evtl. durch Kaiserschnitt beendet werden, um bei Wehentätigkeit ein Reißen von Narbengewebe zu vermeiden.

Neben den operativen Möglichkeiten kommen inzwischen auch nichtoperative Verfahren der Myombehandlung zum Einsatz. In einigen Zentren gehört die Myom-Embolisation bereits zur Routine. Dabei wird über die Leiste ein Katheter in die Blutbahn eingeführt und unter Röntgenkontrolle bis zur Gebärmutterarterie vorgeschoben. Dann werden kleine Kunststoff-Kügelchen in die Arterienäste gespritzt, die das Myom versorgen. Der Tumor wird so von seiner Blutversorgung abgeschnitten und schrumpft in den nächsten Monaten zusammen. Noch neuartiger ist der fokussierende Ultraschall, wo im Kernspintomographen energiereiche Schallwellen punktgenau wie durch ein Brennglas auf das Myom gelenkt werden, die den Muskelknoten zerstören. Will man invasive Maßnahmen vermeiden, kann manchmal schon die Gabe einer Pille oder eines Gelbkörperhormones ausreichen, um die Blutungsstärke zu vermindern. In Ihrem Fall, wo sie 32 Jahre alt sind und wahrscheinlich noch Kinderwunsch haben, sollte man das große Myom laparoskopisch ausschälen, evtl. nach einer verkleinernden Vorbehandlung mit Steuerhormonen, die über einen Östrogenentzug das Wachstum des Myoms bremsen.

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