Mütter: Wir schaffen das

Hella D. aus Rheydt sorgt sich: „In vier Wochen erwarte ich mein Baby. Ich habe Angst vor dem, was auf mich zukommt. Wie soll das nur alles gehen?“

„Wir schaffen das.“ Der berühmt-beruhigende Angela-Merkel-Satz ist vielleicht frauentypischer als die meisten von uns vermuten. Mütter sind alles andere als die Heimchen hinterm Herd, denen keiner zutraut, ihr Auto richtig einzuparken. Schwangerschaft und Geburt aktivieren ungeahnte Kräfte und Fähigkeiten im mütterlichen Organismus. Da können Männer nur staunen. Verhaltensforscher haben inzwischen in Experimenten an Tieren und an Menschen zeigen können, welche Veränderungen auftreten: Mütter sind wacher, wagemutiger, furchtloser und stressresistenter. Sie schaffen mehr als vorher. Sie ertragen Schlafmangel besser. Ihr Gedächtnis, ihre Sehfähigkeit und ihr räumliches Orientierungsvermögen werden leistungsfähiger. Ein regelrechtes Hirndoping, das alle Reaktionen „ökonomischer“ macht. Evolutionsbiologisch gibt diese Anpassung einen Sinn. Fahrigkeit, Nachlässigkeit und schnelle Erschöpfung würden in freier Natur von Nachteil sein und die Zahl der Nachkommen reduzieren. Die sprichwörtliche Löwenmutter muss in der Lage sein, den Prädatoren, die es auf ihre Kinder abgesehen haben, die Stirn zu bieten. Die Konzentration auf das Wesentliche gehört auch bei uns Menschen zum Überlebensprogramm.

Inzwischen ist erwiesen, dass Schwangerschaft das Wachstum von Nervengewebe stimuliert. Signal- und Botenstoffe werden als Aktivatoren vom Feten zur Mutter gesandt. Mehr noch, Stammzellen des Feten überwinden die Plazenta-Schranke und wandern in das Gehirn der Mutter, wo sie sich zu allen Arten von Hirnzellen umwandeln können. Erstaunlicherweise siedeln sich diese Nachwuchszellen genau in den Regionen an, wo der mütterliche Organismus sie am meisten benötigt. Es gibt keinen  anderen Lebensabschnitt, der durch derart enorme Veränderungen von Körper und Psyche gekennzeichnet ist wie die Zeit vor und nach der Geburt.

Den vielen schwangeren Frauen, die darüber grübeln, was auf sie zukommt und ob sie ungewohnte Belastungen bewältigen können, soll diese neue Erkenntnis Mut machen.  Sie können auf zusätzliche Kräfte vertrauen. Für unsere Gesellschaft, die nicht selten die Babypause als Karriereknick betrachtet und die den nach der Kinderpause zurückkehrenden Müttern das Leben schwer macht, ist das kein Freibrief. Berufstätige Mütter werden nur zu oft von den Anforderungen in Beruf, Familie und Haushalt hin- und hergerissen. Schon aus wirtschaftlichen Gründen haben sie gar keine andere Wahl. Sie können nicht auf ihre Berufstätigkeit verzichten. Deshalb sind  familiengerechte Arbeitszeiten und mehr Teilzeitstellen notwendig.  Mütter müssen von uns allen mehr Verständnis, Beistand und Wertschätzung erhalten. Sie garantieren unsere Zukunft.

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