Neues aus der HRT

Maria B. aus Wegberg fragt: „Ist eine Wechseljahrsbehandlung mit Östrogen gut oder schlecht? Ich erhalte so widersprüchliche Antworten.“

Wenn die Eierstöcke keine Östrogene mehr produzieren, dann spüren das viele Frauen an Hitzewellen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Das sind typische Wechseljahrsbeschwerden, die man mit Östrogenen gut behandeln kann, aber nicht muss. Viele Frauen verzichten jedoch auf eine Hormonersatztherapie aus Angst vor Risiken und Nebenwirkungen. Hatte doch 2002 eine große Studie über die Wirkungen von Östrogen in den USA gezeigt, dass Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Brustkrebs erhöht sein können. Und jetzt das: Die Autoren dieser Studie entschuldigten sich in der wichtigsten Medizin-Zeitschrift der Welt für die Fehlinterpretation ihrer Daten. So etwas ist in der gesamten Medizin höchst selten.

Heute wissen wir viel mehr über den Nutzen von Östrogen in der sogenannten Menopause. Wer unter den Folgen des Östrogenmangels leidet, darf und soll Östrogene nehmen, und das ohne schlechtes Gewissen; am besten das ursprüngliche Östrogen über die Haut als Gel, Spray oder Pflaster. In dieser transdermalen Form wird Östrogen unter Umgehung des Leberstoffwechsels direkt in die Blutbahn aufgenommen. Die nötige Dosis bleibt so viel niedriger als bei Tabletten. Die Tagesdosis lässt sich sogar individuell anpassen und im Lauf der Zeit reduzieren. Die eben erwähnten Komplikationen treten bei solcher Behandlung nicht auf. Im Gegenteil, unter transdermalen Östrogenen sind Thrombosen seltener als bei Frauen, die keine Hormone nehmen.

Die Ersatz von Östrogen und Gelbkörperhormon ab den Wechseljahren hat zwei Vorteile: Erstens die Linderung der akuten Beschwerden, zweitens die Vorbeugung Östrogenmangel-bedingter Probleme. Dieser zweite Aspekt ist der wichtigere. Denn besonders Frauen haben das Potential, sehr alt zu werden. Weil ab der Menopause kein Östrogen mehr gebildet wird, kommt es aber auch zu gesundheitlichen Defiziten. Jetzt nehmen die Knochenmasse ab und die Osteoporose, der Kalziumverlust der Knochen, zu. Das bedeutet mehr Knochenbrüche im Alter. Ein großes Problem, dem man mit Östrogenersatz, mit Vitamin D und sportlicher Aktivität gut vorbeugen kann. Auch der Zucker- und Fettstoffwechsel werden günstig beeinflusst, somit das Risiko für Diabetes, Adipositas und Arteriosklerose gemindert. Es sind die Frauen ohne Östrogenzufuhr, die in der Postmenopause mehr an Gewicht zunehmen, nicht umgekehrt. Östrogen verbessert die Pumpleistung des Herzens und verringert das Risiko für Alzheimer-Demenz. Der deutliche Nutzen für Haut und Haare ist da fast schon Nebensache.

Bemerkenswert, Östrogene verringern auch deutlich das Risiko für Darmkrebs. Und, bei alleiniger Östrogengabe wird das Risiko für Brustkrebs nicht erhöht, sondern vermindert. Alle diese Fakten sollte man zukünftig bei der Abwägung des Pro und Kontra von Östrogenersatz bedenken.

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