Pilzinfekt - ausgerechnet im Badeurlaub

Wenn die große Reisewelle einsetzt, melden sich bald schon die ersten sonnengebräunten Heimkehrer in der gynäkologischen Praxis, jedes Jahr wieder. Ihre Beschwerden sind meist die gleichen: Juckreiz, Brennen und Rötung im Scheidenbereich, vermehrter Ausfluß, manchmal auch Blasenschmerzen. Eigentlich nichts Schlimmes, aber es kann die Patientin heftig quälen. Weil sie so häufig sind, gehören sommerliche Pilzinfekte zum gynäkologischen Alltag, fast so wie Erkältungen die Hausärzte im Winter beschäftigen.

Die Diagnose ist oft schon auf einen Blick gestellt, eine Pilzkultur vom Scheidenabstrich bringt nur noch die Bestätigung: Candida albicans, der häufigste Hefepilz, ist in 90% aller Fälle die Ursache. Nur selten spielen andere Pilzarten eine Rolle; diese zeichnen sich allerdings leider durch ihre manchmal hartnäckige Behandlungsresistenz aus. Die Therapie von Candida albicans ist einfach: Meist reicht eine Kombinationspackung des Wirkstoffes Clotrimazol, bestehend aus drei Zäpfchen für die vaginale Anwendung und 20 Gramm Creme zum Auftragen auf die Haut des Scheideneinganges. Die sorgfältige Anwendung über einige Tage führt fast immer rasch zum Erfolg. Sexuelle Enthaltsamkeit für ein paar Tage lässr die vorgeschädigte Haut schneller abheilen. Die früher automatische Partnerbehandlung, die auf der Vorstellung basiert, daß ein Pilzinfekt bevorzugt durch partnerschaftlichen Verkehr übertragen wird, ist heute nur noch dann erforderlich, wenn der Partner ebenfalls Beschwerden hat. Männer stellen dann meist eine Rötung und Brennen der Eichel fest. Zeigt die Standardbehandlung keinen Erfolg, dann ist der Wechsel auf andere Wirkstoffe nötig, manchmal auch die Gabe von oralen Antimykotika.

Pilzinfekte stammen in aller Regel nicht von einer fremden Toilette. Pilze sind Mitbewohner auf der Haut eines jeden Menschen. Erst wenn das Hautmilieu verändert oder geschädigt ist, finden sie ideale Wachstumsbedingungen und können sich dann manchmal sehr rasch vermehren. Schwitzen bei heißen Temperaturen, feuchte Badekleidung, Salzwasser, mechanische Reizungen der Haut durch lange Autofahrten, durch anstrengende Rad- und Wandertouren, aber auch durch gehäuften sexuellen Verkehr in der entspannten Urlaubsatmosphäre fördern ihre Vermehrung.

Ein eigenes Problem sind die in der heutigen Sauberkeitskultur offensichtlich unverzichtbaren Slipeinlagen oder Binden. Der Beipackzettel mag ja alles versprechen – Luftdurchlässigkeit, Sterilität und optimaler Tragekomfort, man schwitzt mit Einlagen eben doch viel mehr als ohne. So bilden sie bald eine feuchte Kammer, die die Haut dauerhaft aufweicht und reizt. Bleichmacher und Konservierungsstoffe tragen nur noch zur Verschlimmerung bei: Ein Paradies für Hautpilze. Es ist dann lediglich eine Frage der Zeit, wann die ersten Beschwerden eintreten. Empfindliche Haut mit oft allergischer Disposition, Übergewicht, Diabetes, Antibiotika-Einnahme, Schwangerschaft, ja auch die Pille wirken als begünstigende und beschleunigende Kofaktoren eines Pilzinfektes.

Weil das Problem des Scheidenpilzes oft selbstgemacht ist, läßt es sich meist auch gut vermeiden. Wer schon nicht auf die Slipeinlagen verzichten will, soll sie dennoch so wenig wie möglich tragen. Ein Tampon tuts oft genauso. Wer empfindlich ist, sollte nach dem Baden trockene Wäsche anziehen. Je mehr man die Haut trocken hält, um so weniger anfällig ist sie. Wer schließlich schon einmal einen Pilzinfekt aus dem Urlaub mit nach Hause gebracht hat, wird klugerweise nicht auf ein Kombinationspräparat mit dem Wirkstoff Clotrimazol in seiner Reiseapotheke verzichten wollen.

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