Warum ins Brustzentrum?

Unsere Leserin Johanna R. aus Düsseltal schreibt: „Meine Mutter hat Brustkrebs. Beim Googeln las ich, dass sie bessere Überlebenschancen hat, wenn sie an einer Brustkrebsstudie teilnimmt. Ist sie dann nicht eine Versuchsperson?“ –  Ganz sicher werden bei Tumorpatienten, die an klinischen Studien teilnehmen, keine windigen Experimente durchgeführt. Die Behandlung des Brustkrebses wird ständig verbessert. Da ist es nötig, zu messen, wie groß denn der Vorteil einer neuen Behandlung  im Vergleich zu herkömmlichen, zugelassenen Therapien ist. Dies geschieht in wissenschaftlichen Studien, die meist an großen Einrichtungen durchgeführt werden. Die hierfür erforderliche engmaschige Betreuung und sorgfältige Überwachung kann für Tumorpatienten nur vorteilhaft sein.

Diagnostik und Therapie des Brustkrebses werden immer besser. In der jüngeren Zeit ist eine ganze Palette von innovativen Medikamenten entwickelt worden, die auf vielfältige Weise und immer zielgenauer in den Stoffwechsel von Tumorzellen eingreifen. Es bleibt nicht aus, dass die Ärzte, die sich mit solch komplizierten und aufwändigen Behandlungsstrategien beschäftigen, Spezialisten sein müssen. Die logische Konsequenz solcher Spezialisierung in der Brustkrebstherapie sind die Brustzentren, also Abteilungen, in denen ausschließlich Brustkrebserkrankte behandelt werden. In Deutschland gibt es inzwischen mehr als 200 solcher Spezialzentren. Über 90% der Patientinnen, die an Brustkrebs erkranken, das sind 72000 Frauen pro Jahr, werden dort behandelt. Bei keiner anderen Tumorkrankheit  ist die Spezialisierung so weit fortgeschritten.

In einem Brustzentrum arbeiten Diagnostiker, Operateure, Strahlentherapeuten, Onkologen,  Pathologen und Psychoonkologen eng zusammen. Spezialisierte Krankenschwestern, sogenannte Breast Care Nurses, Physiotherapeuten und Sozialarbeiterinnen stehen ihnen zur Seite. Bei ihrer Arbeit richten sie sich nach klar definierten Regeln und Leitlinien. In den wöchentlichen Tumorkonferenzen wird über jede einzelne Patientin ausführlich diskutiert und deren individuelle Behandlungsstrategie festgelegt. Selbstverständlich besteht enger Kontakt zu den niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen.

So viel Kompetenz an einer Stelle ist sinnvoll, weil jeder Tumor sein eigenes Profil hat, erkennbar an einer Vielzahl tumorbiologischer Merkmale, die vor der Behandlung genau untersucht werden müssen. Da gibt es gutartigere und bösartigere Formen von Brustkrebs, die ganz unterschiedliche Therapieschemata erforderlich machen. Deshalb wird angestrebt, die Behandlung unter Berücksichtigung der tumorbiologischen Besonderheiten so individuell und effizient wie möglich zu planen. Ein allgemein gültiges „Schema F“ gehört längst der Vergangenheit an.

Es leuchtet ein, dass bei dem Ausmaß an Spezialwissen, das heute für die Behandlung von Brustkrebs erforderlich ist, nicht jedes Krankenhaus geeignet ist. Bei der Wahl des Behandlungsortes sollte sich die Patientin deshalb weniger von der Wohnortnähe als von der Qualität der Behandlung leiten lassen. In einem Brustzentren ist die Erkrankte am besten aufgehoben, egal ob sie an einer klinischen Studie teilnimmt oder nicht.

Die Arbeit der Brustzentren wird von externen Gutachtern regelmäßig kontrolliert. Das garantiert hohes Niveau. Neue Analysen belegen es: Im Verlauf der letzten 10 Jahre ist die Fünfjahres-Überlebensrate auf 80% angestiegen. Ein großer Erfolg der deutschen Brustzentren.

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